Die Nachfrage nach Konsumgütern* wird von zahlreichen Größen beeinflusst. Denken Sie nur an Ihr eigenes Kaufverhalten. Ich bin sicher, es fallen Ihnen diverse Faktoren ein, die die Summe Ihrer Konsumausgaben erhöhen oder vermindern würden. Manche mehr, manche weniger. Manche könnte ich beobachten und messen, andere nicht.
Absolute Einkommenshypothese
oder fundamental psychologisches Gesetz"The amount that the community spends on consumption obviously depends (i) partly on the amount of its income, (ii) partly on the other objective attendant circumstances, and (iii) partly on the subjective needs and the psychological propensities and habits of the individuals composing it and the principles on which the income is divided between them (...)."
"Since, therefore, the main background of subjective and social incentives changes slowly, whilst the short-period influence of changes in the rate of interest and the other objective factors is often of secondary importance, we are left with the conclusion that short-period changes in consumption largely depend on changes in the rate at which income (...) is being earned and not on changes in the propensity to consume out of a given income."
"(W)e take it as a fundamental psychological rule of any modern community that, when its real income is increased, it will not increase its consumption by an equal absolute amount ..."
"The fundamental psychological law, upon which we are entitled to depend with great confidence both a priori from our knowledge of human nature and from the detailed facts of experience, is that men are disposed, as a rule and on the average, to increase their consumption as their income increases, but not by as much as the increase in their income."(Hervorhebung d.d. Verf.)
Keynes nimmt eine vergleichbare Unterscheidung in subjektive und objektive Faktoren vor. Zu den subjektiven und sozial orientierten Faktoren zählen die Erwartungen, die persönliche Einstellung zum Konsum und zum Sparen, Zukunftsängste und Hoffnungen, Geiz und Prahlerei etc. Zu den objektiven Faktoren zählen das Einkommen, das Zinsniveau, das Vermögen, das Preisniveau, Steuern und Transfers sowie die Einkommensverteilung.
Wenn man beispielsweise davon ausgeht, dass weniger begüterte Menschen einen höheren Teil ihres Einkommens für Konsum ausgeben als reiche Menschen, dann würde eine Umverteilung von Reich nach Arm den durchschnittlichen Anteil der Konsumausgaben am Einkommen erhöhen. Da die personelle Einkommensverteilung aber recht stabil ist, sind kurzfristige Auswirkungen der Einkommensverteilung auf den Konsum eher unwahrscheinlich. Auch die persönlichen Grundhaltungen und das Vermögen der Menschen sind Größen, die sich eher langfristig ändern.
Recht zuversichtlich können wir allerdings sein, dass der Konsum C kurzfristig und maßgeblich durch die Höhe des aktuellen Einkommens Y beeinflusst wird:
[1] C = C(Y)
Gleichung [1] heißt Konsumfunktion. Sie beschreibt, wie die Konsumausgaben vom Einkommen abhängen. Über die Richtung des Einflusses gibt es nicht den leisesten Zweifel. Es ist allgemeine Lebenserfahrung, dass der Konsum mit dem Einkommen steigt. Das gilt für einzelne Wirtschaftssubjekte wie für gesamte Volkswirtschaften.
Nicht ganz so selbstverständlich ist die Art und Weise, wie der Konsum mit dem Einkommen steigt. Keynes nennt es ein "fundamentales psychologisches Gesetz", dass die Konsumausgaben mit dem Einkommen nur unterproportional zunehmen. M.a.W.: mit steigendem Einkommen nimmt der Anteil der Ausgaben für Konsum am Einkommen ab. Das mikroökonomische Pendant dazu ist das Engelsche Gesetz.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Keynes' fundamental psychologisches Gesetz in Formeln und Diagrammen abzubilden. Unter vielen anderen wird die in Abbildung 1 wiedergegebene Wurzelfunktion dieser Aufgabe gerecht. Sie lässt uns auf den ersten Blick erkennen, dass der Konsum mit dem Einkommen unterproportional steigt. Aber sie hat den Nachteil, recht unhandlich zu sein. Außerdem eignet sie sich nur bedingt für ökonometrische (mathematisch-statistische) Untersuchungen.
Aber es geht auch einfacher. Keynes' Hypothese über den Konsum-Einkommens-Zusammenhang lässt sich - das mag zunächst etwas überraschen - mit einer Geraden-Gleichung darstellen.
[2]
Beispiel für eine Konsumfunktion [schematische
Darstellung]:
Die Wurzelfunktion würde
dem fundamental
psychologischen Gesetz
genügen.
In dieser Gleichung steht Caut für den "autonomen Konsum" und c für die "marginale Konsumquote". Auf beide Begriffe kommen wir gleich eingehend zu sprechen. Zunächst wollen wir einfach feststellen, dass es sich um Parameter (Konstanten) des Modells handelt.
Um zu sehen, dass Gleichung [2] tatsächlich das fundamental psychologische Gesetz abbildet, berechnen wir die durchschnittliche Konsumquote, die angibt, welchen Anteil ihres Einkommens die Bevölkerung für den Konsum ausgibt:
[3] .
Mit wachsendem Y geht der Anteil der Konsumausgaben am Einkommen zurück. Formal:
[4]
Bei Y = 400 wird das gesamte Einkommen für Konsum ausgegeben. Die durchschnittliche Konsumquote C/Y ist also 1. Für Y=1000 fällt die durchschnittliche Konsumquote auf 0,85.
oder "zu Fuß" mit Hilfe eines Zahlenbeispiels: Berechnen Sie den Anteil der Konsumausgaben am Einkommen, wenn c=0,75, Caut = 100 und das Einkommen Y = 400 ist. Wiederholen Sie die Berechnung für ein Einkommen Y = 1000.* Oder stellen Sie die Maus auf das Sternchen, um die Lösung gleich zu sehen.
Abbildung 2 zeigt die Keynesianische Konsumfunktion, die auch unter dem Namen "absolute Einkommenshypothese" bekannt ist. Für die maßstabsgetreue Darstellung im Einkommen-Ausgaben-Diagramm wurden die eben im Beispiel verwandten Parameter herangezogen.
Keynesianische Konsumfunktion: maßstabsgetreue Abbildung der Funktion C = 100 + 0,75Y
Nach Gleichung [2] ist der Achsenabschnitt Caut 100. Einen weiteren Stützpunkt, um die Gerade einzeichnen zu können, finden wir mit P, da wir für ein Einkommen Y von 1200 einen Konsum C in Höhe von 1000 ermitteln. Der Schnittpunkt Q mit der Winkelhalbierenden zeigt die eben berechnete Situation mit einer durchschnittlichen Konsumquote von eins, in der das Einkommen vollständig für den Konsum aufgewandt wird.